Giuseppe Verdis „Macbeth”
Über den Zusammenhang zwischen Sujet und musikalischem Fortschritt
DOI:
https://doi.org/10.52412/mf.1995.H3.1078Abstract
Die <Macbeth>-Partitur läßt sich als Reflex auf einen ästhetischen Paradigmenwechsel des frühen 19. Jahrhunderts interpretieren: die Abkehr vom reinen Schönen bei gleichzeitiger Hinwendung zum Charakteristischen bis hin zum Häßlichen. Der Shakespeare-Vorlage kam dabei für Verdis Oper eindeutige Katalysatorfunktion zu. Die Auseinandersetzung mit dem literarischen Vorbild führte zu zahlreichen Neuerungen und Besonderheiten der musikalischen Faktur. Vor allem die Bevorzugung des (kleinen) Sekundintervalls als konstitutives Moment sowohl in der Singstimme als auch im Orchester bildet die materielle Kehrseite einer weitreichenden Absage an reinen Schönklang zugunsten von Anti-Melos. (Kramer, Ursula)