Neapel - Wien - Dresden

Die Commedia per musica als höfische Oper

Autor/innen

  • Philipp Kreisig

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2011.H3.205

Abstract

Seit Ende des 19. Jahrhunderts nimmt sich die Musikwissenschaft der Commedia per musica in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an. Doch blieb in der Forschung bislang zumeist gänzlich unberücksichtigt, dass die Commedia per musica mit Beginn ihrer Herausbildung auch im höfischen Milieu in Neapel gepflegt und in den 1720er und 30er Jahren sogar als Gattung innerhalb der Hofopernkultur Wiens und Dresdens installiert wurde. Die Folge dieses Rezeptionsumfelds ist eine ausgeprägte Orientierung der Commedia am Dramma per musica. Auf die Anpassung der neapolitanischen Musikkomödie an die Opera seria im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts hat bereits Francesco Degrada hingewiesen, der in der "auffälligen Übernahme von Elementen der opera seria" eine Erweiterung des musikalischen Artikulationsreichtums sieht, der den Kontrast zwischen "ernsten" und "komischen" Figuren verstärkt und somit eine Hervorhebung der Parti buffe bewirkt. Die intendierte Einbindung der Commedia ins neapolitanische Hofleben ist der Begründung Degradas als weiterer Erklärungsansatz hinzuzufügen und muss als Voraussetzung dafür angesehen werden, dass die Gattung außerhalb Neapels hoffähig wurde. Betrachtet man die schrittweise Etablierung der Commedia per musica innerhalb der Hofkultur, zeigt sich das erstaunliche Phänomen, dass im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts durch die höfische Kontextualisierung aus der Commedia gleichsam eine Seria mit komischem Stoff wurde. Dies soll anhand der Anpassung der Commedia an das Dramma per musica in Neapel, der Einbindung der komischen Gattungen in den Wiener Karneval im Rahmen der Hofkultur sowie ihrer Repräsentationsfunktion in Dresden dargestellt werden.

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Veröffentlicht

2021-09-22

Zitationsvorschlag

Kreisig, P. (2021). Neapel - Wien - Dresden: Die Commedia per musica als höfische Oper. Die Musikforschung, 64(3), 245–258. https://doi.org/10.52412/mf.2011.H3.205