"... alle Claves durchgangen"
Vollchromatik bei Johann Rist und Christian Flor (1662)
DOI:
https://doi.org/10.52412/mf.2007.H4.550Abstract
Im zweiten Teil der Sammlung "Neues Musikalisches Seelenparadis" (1662) für Singstimme und Tasteninstrument arbeitet Flor mit 24 verschiedenen Tonarten (ohne cis, gis und es/dis, aber mit dem Dorischen, Lydischen und Phrygischen). Damit handelt es sich um einen der ältesten Vertreter einer vollchromatischen Konzeption; die Lücken lassen nicht erkennen, dass die fehlenden Tonarten für Flor unerreichbar gewesen wären. Dieses Tonartenspektrum wird von Flor in mehreren Tonart-Durchgängen systematisch ausgeleuchtet. Rist folgt diesem Gedanken in seinen Dichtungen, obgleich deren Abfolge sich weitestgehend nach dem Aufbau des Neuen Testaments richtet. Dies verändert den Blick auf die "Liedschöpfungen" Rists, denen ein sehr viel höherer Anteil gezielt musikalischer Potentiale beigemessen werden muss.