Zur musikalischen Dramaturgie der Divertissements in Jean-Philippe Rameaus "Hippolyte et Aricie"
DOI:
https://doi.org/10.52412/mf.2006.H1.560Abstract
Die Frage, wie die Divertissements der Tragédie en musique in die Tragödienhandlung integriert sind, wird seit Entstehen der Gattung diskutiert; beantwortet wird sie meist auf der Grundlage des Operntextes. Der Beitrag untersucht stattdessen die Rolle der Musik für die Verbindung von Divertissement und Tragödienhandlung am Beispiel von Jean-Philippe Rameaus erster Oper "Hippolyte et Aricie" (1733): Aus der Abfolge verschieden gestalteter Formabschnitte innerhalb der Divertissements, die in einem Fall kontrastierend gegeneinander gesetzt werden, im anderen Fall betont einheitlich gestaltet sind, ergibt sich eine musikalische Dramaturgie, die den dramatischen Verlauf der Tragödienhandlung unterstützt, und dies auch unabhängig vom Text. Die Musik übernimmt damit eine eigenständige Funktion zur Darstellung der Handlung. Dies wurde von den Zeitgenossen durchaus wahrgenommen und führte zu einer Aufwertung der Musik in der Rangfolge der Künste.