Zur Verschriftlichung karolingischer Gesangsformen
Ein Evangeliar des 9. Jahrhunderts als musikhistorische Quelle
DOI:
https://doi.org/10.52412/mf.2005.H3.626Abstract
Die Evangelienhandschrift des 9. Jahrhunderts aus Cod. lat. 268 der Bibliothèque Nationale in Paris ist von der Musikgeschichtsschreibung bislang weitgehend unbeachtet geblieben, obwohl sie durch einen Nachtrag des 10. Jahrhunderts eine der frühesten erhaltenen Aufzeichnungen von Tropen und Sequenzen überliefert. Der Gesangsbestand wird hier erfasst, in seinen überlieferungsgeschichtlichen Zusammenhängen analysiert und teilweise auch rekonstruiert. Es zeigt sich, dass musikalische Notation in dieser Handschrift als Koordinationshilfe verwendet wurde und somit auf die begrenzte Schriftlichkeit verweist, unter deren Bedingungen die Überlieferung spezifisch mittelalterlicher Gesangsformen einsetzt.