Denken in Intervallverbänden
Kompositionsdidaktik und Kompositionstechnik um 1500
Abstract
Die Komposition eines Satzes, in dem jedes beliebige Stimmpaar die Regeln der Konsonanz erfüllt, erforderte ein neues konstruktives Denken, neue Mnemotechniken der Komponisten des 15. und 16. Jahrhunderts. Das in den Schriften von Guilielmus Monachus, Pietro Aron, Hans Buchner und anderen enthaltene Rezeptwissen liefert Hinweise darauf, dass dieses neue Denken von einem Intervall zwischen zwei Stimmen ausging, das die möglichen Intervalle zu den übrigen Stimmen und die Fortschreitungen zum nächsten Intervallverband determinierte. Praktisch umgesetzt und didaktisch vermittelt wurde das Denken in Intervallverbänden durch die Aneignung von Kompositionsformeln und Konsonanzentabellen. Dieses Denken ist nicht mit dem Gerüststimmensatz der Kontrapunktlehre zu vereinbaren.