Marpurg, Koch und die Neubegründung des Taktbegriffs
Abstract
Friedrich Wilhelm Marpurg übernahm in seiner in den <Kritischen Briefen über die Tonkunst> enthaltenen Taktlehre Johann Matthesons Lehrsatz von der Zweiteiligkeit aller Takte. Vierteilige Taktarten wie der 4/4-Takt unterscheiden sich seiner Ansicht nach von ihren zweiteiligen Äquivalenten nur äußerlich durch die Auslassung von Taktstrichen. Marpurg gelangt zu diesem Schluss, da er nicht zwischen Haupt- und Nebenakzenten differenziert und sich bei der Bestimmung der Taktart an der metrischen Position der Kadenzen orientiert. Heinrich Christoph Koch schloss sich Marpurgs Lehre von der Zweiteiligkeit an, begründete sie wahrnehmungspsychologisch und verfeinerte Marpurgs Methode der Taktartbestimmung auf der Basis seines Modells des viertaktigen Satzes.