Metrische Metronomangaben bei Max Reger?
DOI:
https://doi.org/10.52412/mf.2013.H2.112Abstract
Die sogenannte metrische Tempotheorie, wonach historische Pendel- und Metronomangaben als Doppelschläge zu interpretieren sind, wurde erstmals 1974 von Erich Schwandt zur Dikussion gestellt. Nun glaubt Henrico Stewen in seiner Dissertation, metrische Metronombezeichnungen noch im 20. Jahrhundert bei den frühen Orgelwerken Max Regers ausmachen zu können. In der neuen Reger-Werkausgabe wurde diese Hypothese abgelehnt, in Veröffentlichungen von Daniel Stickan und Guy Bovet hingegen zustimmend aufgegriffen. Der Befund, der Stewens Hypothese zugrunde liegt, unterscheidet sich allerdings von den Indizien, die bisherige Autoren für die metrische Theorie geltend machen: Offenbar hat hier der Komponist Reger Metronomangaben seines Herausgebers Karl Straube akzeptiert, die tatsächlich nur halb so schnell wie seine ursprünglichen eigenen sind. Für einen Wechsel von metrischer zu mathematischer Notation der Metronomwerte lassen sich keine Hinweise oder gar Belege finden.