Bach als historischer Akteur
Der "Präfektenstreit" aus praxissoziologischer Perspektive
DOI:
https://doi.org/10.52412/mf.2017.H3.342Abstract
Die Ausführungen werden von der Frage geleitet, wie und inwieweit Bachs Handeln von der sozialen Praxis seiner Zeit her verstehbar wird und welche Rückschlüsse daraus zu ziehen sind. Im Vordergrund steht die Analyse des sogenannten "Präfektenstreits", welcher zwar ein fester Bestandteil der Bach-Biographik ist, aber in der Forschung eher stiefmütterlich behandelt wird. Entscheidend ist weniger die Schilderung des Vorgangs selbst, sondern die Klärung folgender Fragen: Wie nahm Bach die Situation wahr? Wie verhielt er sich als Akteur in dieser Angelegenheit? Wie, mit welchen Mitteln und Strategien kamen in seinem Handeln die sozialen und kulturellen Praktiken seiner Zeit zur Anwendung? Auf welchen Legitimationsgrundlagen versuchte er, seine sozialen Geltungsansprüche gegen konkurrierende Ansprüche durchzusetzen und zu verteidigen? Als Basis der Untersuchtung dient ein verhältnismäßig geschlossenes, von Bach selbst verfasstes Quellenkorpus. Die darin bekundeten Selbstaussagen Bachs werden gleichwohl im Kontext des sozialen Handlungsfeldes gelesen und mit seinem Handeln in Verbindung gesetzt. Ziel ist es, durch eine methodisch kontrollierte und kontextanalytische Verfahrensweise Bachs Handeln aus seinen Voraussetzungen heraus zu rekonstruieren und von den Eigenprägungen seiner Zeit her zu verstehen. Damit kann sich einer Antwort auf die Frage genähert werden, welche Prämissen konstitutiv für Bach als historischen Akteur sind, für seine Geschichtlichkeit, seine Selbstverständnisse, seine Lebenskonzepte, Handlungsweisen und Werte.