Drei Quadratnotationen in der Jenaer Liederhandschrift
Abstract
Die Jenaer Liederhandschrift, die umfangreichste Melodienquelle zur deutschen Liedkunst des 13. Jahrhunderts, dokumentiert notationsgeschichtlich eine Umbruchphase: Die klassische vormodale Liednotation neutralisiert sich in mensuralem Umfeld. Die drei Notatoren repräsentieren sukzessive Stadien dieses Prozesses. Der Hauptnotator verwendete eine französische Quadratnotation, die für deutsche Liederhandschriften ungewöhnlich ist. Beim zweiten und beim dritten Notator veschwindet die Kenntnis der französischen Systematik. Das Hauptcorpus, gewöhnlich auf ca. 1330 beziehungsweise 1350 datiert, könnte bereits um 1300 entstanden sein.